Land des Schweigens und der Dunkelheit
Herzogs sensibler Dokumentarfilm nähert sich der Erfahrungswelt taubblinder Menschen, deren Wahrnehmungsvermögen ein besonderes Verhältnis zur Umwelt bedingt. So offenbart sich ein menschliches Grundbedürfnis, die Außenwelt wahrzunehmen und sich als Teil dieser zu begreifen.
Wie kann man sich in der Welt zurechtfinden, wenn weder Sehvermögen noch Gehör zur Verfügung stehen? In seinem Dokumentarfilm porträtiert Werner Herzog mehrere Menschen mit dieser schweren, doppelten Behinderung, insbesondere die 56jährige Fini Straubinger, die nach einem Unfall zuerst erblindete und dann langsam auch ertaubte. Sie kann jedoch immer noch sprechen und bleibt mittels des "Lormen", des Handalphabets, in Kontakt zu ihrer Umgebung. Sie betreut andere Taubblinde wie Else Fährer, die in Apathie verfiel und in die Psychiatrie eingewiesen wurde, oder den schon von Geburt an taubblinden Vladimir. Unermüdlich kümmert sie sich um ihre Leidensgenoss*innen und versucht die Einsamkeit zu überwinden. Zu Herzog sagt sie: "Wenn Sie meine Hand loslassen, ist es, als seien wir tausend Meilen voneinander entfernt."
Auf einfühlsame Weise findet Werner Herzog in diesem noch frühen Dokumentarfilm Zugang zur Erfahrungswelt seiner taubblinden Protagonistin. Die zentrale Bedeutung des menschlichen Kontakts sowie das elementare Grundbedürfnis, die Außenwelt wahrzunehmen und sich selbst als Teil dieser zu begreifen, machen LAND DES SCHWEIGENS UND DER DUNKELHEIT zu einem zutiefst menschlichen Film.
Bild © Werner Herzog Film, Textteile mit freundlicher Genehmigung von Filmportal